Verbandsvorsteher
André Bähler und
Kaufmännischer Leiter
Candy Eichmann
im Interview

Der Wirtschaftsplan 2025 und einige Satzungsänderungen stehen auf der Tagesordnung für die nächste Verbandsversammlung, was genau ist da zu erwarten?

Candy Eichmann:
Als kommunales Unternehmen sind wir verpflichtet kostendeckend zu arbeiten und in zweijährigen Kalkulationsperioden unsere Preise und Gebühren zu überprüfen. Dabei legen wir Ausgaben und Einnahmen nebeneinander und errechnen daraus die Preise und Gebühren, die wir an die Endverbraucher weitergeben müssen. Das hört sich jetzt vielleicht ganz einfach an, ist aber ein sehr komplexer Vorgang, bei dem wir zum Beispiel auch ein Stück weit zukünftige Entwicklungen vorhersehen müssen. Für die Kalkulationsperiode 2025/2026 ergeben sich daraus nun ein paar Änderungen, die in den Wirtschaftsplan 2025 einfließen und in den Satzungen zum 01.01.2025 angepasst werden müssen. Diese Änderungen haben wir für die Sitzung der Verbandsversammlung am 04.12.2024 als Beschlussvorlagen eingereicht. Der Wirtschaftsplan sowie die dazugehörigen Kalkulationen werden ebenfalls vorgelegt.

Was genau bedeutet das?

Candy Eichmann:
Auch bei uns machen sich die Inflation und die allgemeinen Kostensteigerungen bemerkbar, so dass wir die Preise und Gebühren in allen Bereichen anpassen mussten. Der Trinkwasserpreis erhöht sich um 8 Cent auf 1,10 € pro m3 zuzüglich Mehrwertsteuer. Die größte Änderung ist die Trennung der Gebühren von zentraler und dezentraler Schmutzwasserentsorgung und damit die verursachergerechte Kostenverteilung. Die dezentrale Entsorgung wird künftig 9,20 € pro m3 kosten. Im Schmutzwasser senken wir die Gebühren für die zentralen Nutzer um 11 Cent für Beitragszahler auf 2,54 € pro m3 und 33 Cent für Nichtbeitragszahler auf 3,59 € pro m3.

André Bähler:
Wir beobachten die Kosten für die dezentrale Entsorgung schon seit Jahren. Nun ist die Differenz aber zu groß geworden. Es ist nicht mehr zu verantworten, die Masse der zentral angeschlossenen Kunden die Kosten der dezentralen Abfuhr mit tragen zu lassen. Das ist bereits gängige Praxis in Brandenburg. Die verursachergerechte Kostenverteilung ist angemessen und entlastet die Mehrheit unserer Kunden, da wir entgegen der allgemeinen Entwicklung durch diese Trennung die Gebühren für die zentrale Entsorgung senken können.

Das ist ja schon ein großer Preissprung für die Grubenentleerung. Wie viele Kunden betrifft das?

Candy Eichmann:
Wir haben beim WSE nach der Wende besonders den Anschluss ans zentrale Netz vorangetrieben. 1996 hatten wir gerade mal einen Anschlussgrad von 48% und inzwischen sind wir bei stolzen 98% Anschluss ans zentrale Schmutzwassernetz. Aktuell werden im gesamten Verbandsgebiet 2% dezentral durch die Grubenentleerung mit Fahrzeugen entsorgt und ein großer Teil davon sind zudem Wochenendgrundstücke in Kleingartenanlagen, die nicht dauerhaft bewohnt werden.

André Bähler:
Der WSE ist selbstverständlich auch zukünftig bestrebt, das Leitungsnetz auszubauen und damit auch für weitere Nutzer den Anschluss ans zentrale Schmutzwassernetz zu ermöglichen. Natürlich müssen wir dabei im Sinne der Solidargemeinschaft die Wirtschaftlichkeit im Blick behalten, so dass es auch zukünftig leider nicht für jeden Grundstücksbesitzer diese Option geben wird.

Sie sagten bei benachbarten Versorgern sei diese Trennung bereits üblich. Wie teuer ist die Grubenentleerung denn bei anderen Wasserverbänden?

Candy Eichmann:
Andere Verbände haben diese Trennung der Gebühren schon seit Jahren. Mit 9,20 € sind wir da auch im Vergleich noch sehr günstig, weil wir als großer und wirtschaftlich starker Verband und durch die Eigenleistung unserer Tochtergesellschaft Avakom GmbH die Kostensteigerung dämpfen konnten. Andere Verbände sind von externen Dienstleistern abhängig und da sind die Preise in den letzten Jahren extrem angestiegen.

Können Sie sagen, was insgesamt an Kostensteigerungen auf einen durchschnittlichen Haushalt zukommt?

Candy Eichmann:
Für alle zentral angeschlossenen Kunden wird die Schmutzwasserentsorgung günstiger. Es gibt Konstellationen, in denen die Jahresabrechnung sich insgesamt reduzieren wird. Wir sind uns im Klaren, dass es für die Kunden mit dezentraler Entsorgung eine große Belastung sein wird, aber für den überwiegenden Teil der Haushalte im Verbandsgebiet wird die Kostensteigerung beim Trinkwasser durch die Senkung der Schmutzwassergebühren moderat ausfallen.

Das Interview wurde geführt von: Sandra Ponesky, Unternehmenskommunikation